Vorschaubild © Logan February © Paulina Hildesheim |Veranstaltungsbild © Logan February © Paulina Hildesheim
unruly readings – Reihe für Literatur & Performance
unruly places
Ab August gehen die unruly readings im Orangerie Theater in die zweite Runde. Die Literatur- und Performancereihe lädt Autor:innen ein, die performativ arbeiten und gewohnte Präsentationsformen von Literatur herausfordern. An drei Nachmittagen verwandeln sich die Bühnen des Orangerie Theater in Schauplätze literarischer Performances, die sich prekären Realitäten widmen und darin Momente der Widerspenstigkeit erkunden: Sie spüren flüchtigen Orten nach, fangen widerspenstige Gefühle sprachgewandt ein und machen die poetische Kraft marginalisierter Sprachen erlebbar.
Alle unruly readings werden von einem gemeinsamen Essen begleitet, bei dem Publikum und Autor:innen miteinander ins Gespräch kommen können. Die drei Veranstaltungen der diesjährigen Staffel stehen unter den Schwerpunkten unruly places, unruly feelings und unruly poetry.
unruly places
Der Auftakt zur zweiten Staffel der unruly readings ist widerspenstigen Orten gewidmet. Manche Orte schaffen Raum für Widerspenstigkeit, andere wirken selbst widerspenstig, weil sie unzugänglich sind und uns dennoch heimsuchen. In den Traditionen westafrikanischer Völker wie den Yoruba gilt der Wald als wirkmächtiger und rätselhafter Ort. In einer Lecture Performance wird Logan February von dort beheimateten Geister:innen erzählen und den Wald als symbolischen Raum mythischer Begegnung und Selbsttransformation erkunden.
Abdalrahman Alqalaq begibt sich in seiner Performance Übergangsritus an den Ort, von dem seine Familie vor Generationen vertrieben wurde. Seine Gedichte erzählen von den Erfahrungen des Exils und der Flucht, zugleich aber auch von einer zärtlichen Verbundenheit mit Menschen und Dingen, die weit entfernt und doch immer präsent sind.
Wonach schmeckt eigentlich ein Ort?
Paula Erstmann erschafft mit ihren kulinarischen Performances essbare Landschaften und gestaltet für das Publikum und die Autor:innen einen Ort des Zusammenseins.
Abdalrahman Alqalaq ist palästinensischer Dichter, Schriftsteller und Performance-Künstler. Er studiert Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim und Rabat. Erste deutschsprachige Texte wurden im Weiter Schreiben Magazin veröffentlicht. 2024 entstand daraus das Buch Übergangsritus (Wallstein Verlag), das von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung als Lyrik-Empfehlung 2025 ausgezeichnet wurde. In der Begründung heißt es:
„Alqalaqs poetische Texte zeigen mit raffinierter Ironie eine kritische Stimme, die ihre Position gegenüber dem weißen Europa verhandelt und Heimatbegriffe dekonstruiert.“
2025 entwickelte Alqalaq in Zusammenarbeit mit Marion Avgeris (Regie) und Milena Knop (Musik) in Hildesheim die Arbeit Absentee Law, die Grundlage seiner Performance im Rahmen der unruly readings ist.
Milena Knop arbeitet an der Schnittstelle von Musik, Tanz und improvisatorischer Praxis. Mit dem Cello als zentralem Ausdrucksmittel erforscht sie künstlerische Bewegungsräume zwischen Klang und Körper. Sie studiert derzeit Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim.
Logan February ist eine in Nigeria geborene multidisziplinäre Dichter:in. February ist Autor:in von In The Nude (Oida Books 2019), Mental Voodoo (Engeler Verlag 2024, übersetzt von Christian Filips) sowie dem demnächst erscheinenden Nude Imperative (Spector Books 2025). Februarys vielschichtiges Werk beschäftigt sich mit afro-queerer diasporischer Autoethnographie, psycho-spiritueller Erotik und Yoruba-Mythologie und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung zeichnete Mental Voodoo als Lyrik-Empfehlung 2024 aus und erklärte:
„In Mental Voodoo treffen präkoloniale, genderfluide westafrikanische Traditionen auf queere Fragen der Gegenwart – eine großartige Lektüreerfahrung, vielsprachig, vielsinnig, vielsinnig.“
February erhielt Stipendien vom Literaturhaus Wien, dem Berliner Künstler:innenprogramm des DAAD und der Berliner Senatsverwaltung für Kultur. Aktuell ist Logan February Poet-in-Residence am Humboldt Forum und lebt in Berlin.
Paula Erstmann ist Künstler:in, die vorwiegend mit Lebensmitteln als Medium arbeitet. Ihre Performances, Menüs und Essens-Installationen setzen sich mit den gesellschaftlichen Kontexten der verwendeten Nahrungsmittel auseinander und bewegen sich zwischen Kunst und Alltag als künstlerische Forschung. Die kulinarische Arbeit der in Berlin lebenden Künstler:in öffnet sowohl sinnliche als auch soziale Räume.
Mit: Abdalrahman Alqalaq & Milena Knop, Paula Erstmann, Logan February
Die Veranstaltung findet in deutscher und englischer Lautsprache statt.
Konzept & Kuration unruly readings: Son Lewandowski und Michaela Predeick | Gastkuration: Franziska Winkler | Produktion: Mona Sachße | Finanzen & Controlling: Neele Renzland | Technik: Viktor Kuhn | Foto:
Koproduktion August: Orangerie Theater, DFG-Graduiertenkolleg »Gegenwart/Literatur. Geschichte, Theorie und Praxeologie eines Verhältnisses«
Gefördert durch: Kunststiftung NRW, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, RheinEnergieStiftung Kultur, Kulturamt der Stadt Köln
Sonntag, 17. August 2025
17:00 Uhr
137 Min | Mit Pause
Volksgartenstr.25
50677 Köln
Credits
Produktion | unruly readings |
Autor*in | Abdalrahman Alqalaq / Milena Knop / Paula Erstman / Logan February |